Home Office – ja oder nein?

Es gibt gute Gründe für das traditionelle Arbeiten im Büro, aber auch viele Argumente dafür, ab und zu von zu Hause aus seinen Job zu erledigen. „Kreativität ist an keine Arbeitszeit und keinen Arbeitsplatz gebunden“, meint Danijela Tittjung. „Für das soziale Miteinander im Team ist Home Office ein absoluter Killer“, meint hingegen Kraftjungs-Geschäftsführer Siegmar Tittjung.

Danijela Tittjung sieht nur Vorteile beim Thema Home Office.

Danijela Tittjung sieht nur Vorteile beim Thema Home Office.

Danijela Tittjung
Da plädiere ich ohne Diskussion für ein JA. Mal ganz davon abgesehen, dass etliche Unternehmen das schon lange erfolgreich handeln, werden wir zum Glück in der Werbebranche auch immer offener und stellen festgefahrene Strukturen in Frage. Mir fallen einfach nur Vorteile ein: Unendliche Ruhe, die die Konzentration fördert; eine Umgebung, die Wohlbefinden stärkt; ein besseres Zeitmanagement, das auf vertrödelte Anfahrtswege und streikende U-Bahnen keine Rücksicht mehr nehmen muss; und, und, und. Kurzum: Ich bin insgesamt ausgeglichener und motivierter.

Gute Ideen sind ja nicht an irgendwelche Arbeitszeiten und -plätze gebunden –  die passende Umgebung kann sich stattdessen wie ein Turbo auf die eigene Kreativität auswirken. Und, ja, es gibt noch einen Aspekt: Home Office ermöglicht es gerade Müttern, die Balance zwischen Job und Familie aufrechtzuerhalten. Als Werber ist man ja doch öfter am Abend länger in der Agentur – wenn die Apotheken aber schon um 18.30 Uhr schließen und mein Sohn krank ist, bin ich gezwungen, den Hustensaft erst am nächsten Tag zu kaufen. So kann ich die Dinge zwischen zwei Kunden-Calls erledigen, die Präsentation wird dann in Ruhe am Abend erstellt. Was spricht dagegen? Ich glaube: Nach und nach werden die Agenturen in diesem Punkt flexibler. Es ist aus meiner Sicht ein wesentliches Asset im Kampf um die jungen Talente.

Das Arbeiten von zu Hause aus findet Siegmar Tittjung uneffektiv.

Das Arbeiten von zu Hause aus findet Siegmar Tittjung uneffektiv.

Siegmar Tittjung
Die New Economy hat sicher einiges Positives zum Wirtschaftsleben beigetragen: Man kommt locker wie nie ins Büro, mittags ist auch mal eine Runde Tischkicker drin, und wenn’s mal länger wird, schaut der Masseur vorbei.

Home Office gehört explizit nicht in diese Aufzählung. Es ist ausgesprochener Mumpitz. Bezeichnenderweise hat ausgerechnet Marissa Mayer, die neue Chefin von Yahoo, als eine der ersten Amtshandlungen die Home Office-Mitarbeiter wieder in ihre Büros kommandiert. „Um der absolut beste Arbeitsplatz zu werden, sind Kommunikation und Zusammenarbeit wichtig, also müssen wir Seite an Seite arbeiten. Wir müssen ein Yahoo sein, und das beginnt damit, dass wir physisch zusammen sind“, begründete sie diesen Schritt. Genauso ist es. Wer die Besinnungsaufsätze der Home Office-Befürworter liest, wähnt sich häufig eher in einer Qi-Gong-Stunde der örtlichen Volkshochschule als im Arbeitsleben des Jahres 2013. Wer meint, zur Kreativitätssteigerung in der Arbeitszeit seine Wäsche bügeln, seinen Hund Gassi führen oder Richterin Barbara Salesch schauen zu müssen, verklärt seinen Beruf grotesk und lässt Organisationen ins Trudeln geraten.

Dinge, die bisher auf Zuruf erledigt werden, sollen künftig per Telko oder – noch schlimmer – per E-Mail organisiert werden? Spontanes Meeting, weil mal wieder eine Anzeige in Windeseile erstellt werden muss, also ab sofort per Google-Hangout? Freunde, nicht mit mir. Ich finde, in der Praxis ist Home Office auch immer ein Stück weit unkollegial. Seien wir ehrlich: Wenn’s mal wieder eng wird, greift man sich schnell die Kollegen, die eben gerade greifbar sind. Und die sitzen im Büro nebenan.



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